Eine häufige Frage, die Heilpädagog*innen hören: "Wie bekomme ich das Kind dahin? Wie bekomme ich es in die richtige Richtung?"
Was wäre das Leben einfach mit einem Punkte-Plan, der abzuarbeiten ist! Und am Ende wäre das Kind "ganz normal".
Erziehung hat etwas von "ziehen", jemanden da hinziehen, wo es "ganz normal" scheint. Tatsächlich kann man sagen: jeder Plan, der verspricht am Ende stünde "ganz normal" ist großer Quatsch! Wir Menschen sind viel zu komplex, um uns auf diesen einfachen Deal einzulassen. Egal welchen Alters.
Wir möchten gesehen werden, uns verstanden fühlen, spüren, dass das Gegenüber wirklich Interesse an "mir" als Person hat und nicht an dem Ziel des "normalen".
Wie frustrierend also die Antwort: "Gar nicht. Sie können sich den Stand und die Richtung des Kindes näher anschauen und mit in seine Richtung gehen." Wenn wir statt das Ziel zu forcieren eine Be-ziehung zueinander aufbauen, lässt sich entdecken, weshalb die Richtung so anders ist.
Miteinander bewegen, statt gegeneinander. Druck erzeugt Gegendruck. Eine Gesetz-mäßigkeit, die sich nicht durch noch mehr Druck auflösen lässt. Wenn durch Druck der Gegendruck im Außen nachlässt, verlagert sich der Druck ins Innere. Und das kennt vermutlich jede und jeder: der Druck im Innen kommt irgendwann auch wieder ins Außen.
Wenn ich in die Richtung des anderen mitgehe, löst sich der Druck auf und wir können auf der Beziehungsebene Erklärungen, Kompromisse und neue Wege finden.
Nun haben wir selbst Erziehung erfahren, die unser Bild von Erziehung prägt und auch zu automatisiertem Verhalten führt. "Stell dich nicht so an!" - "Weil ich das sage!" - "Ich habe dir schon hundert Mal gesagt..." Druck gehört in unser selbstverständliches Weltbild der Erziehung. Es ist "normal", dass wir hin und wieder Druck ausüben. Wichtig ist es, das zu erkennen, bewusst zu entscheiden und immer wieder neue Wege zu suchen.
Mehr dazu zum Beispiel in der aktuellen PÄDcast Folge mit Lea Wedewart.
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