Alicia Sailer, MA Prof. Teaching and Training
Durch die Pandemie wurde die Arbeit von Zuhause - das Remote Arbeiten - auch in den Sozialen Sektor getragen. Besonders Führungskräfte und Stabstellen haben das Online Arbeiten intensiver erlebt.
Mit Vor- aber auch mit ihren Nachteilen. In jedem Fall lässt sich feststellen, dass Führungskräfte in der Sozialwirtschaft offener geworden sind digitale Informations- und Kommunikationstechnologien für ihre Tätigkeit gewinnbringend einzusetzen.*
Für viele Mitarbeitenden, die mit und für Menschen arbeiten ist es noch immer fraglich: wozu brauchen wir Digitalkompetenzen?
Heute wurde ich von einer Kundin gefragt, was ich die letzte Zeit eigentlich so gemacht habe. Was mich dazu inspiriert hat, diesen Beitrag zu schreiben - danke dafür!
Aktuell leite ich unter anderem ein Projekt beim Fachverband für Digitalisierung in der Sozialwirtschaft (Finsoz), in dem es darum geht einen Referenzrahmen für Digitalkompetenzen zu erarbeiten.
Ausgangspunkt:
Unsere Gesellschaft hat sich verändert. Wir nutzen zunehmend digitale Technologien und es entstehen fortlaufend neue Technologien.
Manche dienen der Unterhaltung, manche der Kommunikation, andere dazu unser Leben zu erleichtern.
Wir nutzen selbstverständlich die Wetter App am Smartphone, das Navi, überweisen online Geld, bestellen ein Buch, schicken den Link einer Freundin und stellen einen Post in den Status, um zu teilen, was wir tolles gefunden haben...
Die Realität von Menschen in sozial-psychiatrischen Hilfen, der Eingliederungshilfe und der Jugendhilfe sieht in der Regel etwas anders aus. Besonders in stationären Bereichen der Pflege nutzen Menschen kaum digitale Technologien.
Es fehlen Ideen dazu (weshalb sollten sie das nutzen?), Zugänge (wir haben gar kein WLan) und Wissen (ich weiß selbst nicht wie das geht). Dazu kommen nachvollziehbare Ängste (was ist mit Datenschutz? verliere ich etwas dadurch? bringt uns das weg vom Menschen?).
Fakt ist:
Digitale Technologien können einerseits Teilhabe ermöglichen und andererseits Teilhabe bedeuten.
Als Bildungsenthusiastin, Kommunikationsrechtlerin, Teilhabegestalterin und Wunderentdeckerin engagiere ich mich insbesondere dafür, dass wir Fachkräfte, die mit den Menschen arbeiten, die auf Unterstützung angewiesen sind, Wissen erlangen.
Auf Basis von Wissen sind wir befähigt Entscheidungen zu treffen und andere zu empowern Entscheidungen treffen zu können.
Darf ich entscheiden, dass Irmgard, 50 Jahre, Down Syndrom, keine digitale Unterhaltung, Kommunikation oder Lebenserleichterung braucht?
Gerne führen Kolleg*innen an, dass es noch ganz andere Baustellen im Kontext von zum Beispiel stationären Hilfen gibt. Ich gebe Ihnen recht. UND. Unsere Aufgabe ist es die Lebensqualität zu erhöhen, durch eine Erhöhung der Autonomie einerseits und eine Erhöhung der Teilhabe andererseits.
Eine komplexe Aufgabe, unter die etliche Teilaufgaben fallen und ebenso etliche mögliche Methoden zum Einsatz kommen können. Eine dieser Methoden kann ein Sprachcomputer sein, ein Therapieprogramm, das Skypen mit dem Bruder oder die Hilfestellung beim morgendlichen Ankleiden mit der Wetter App.
Dadurch werden Mitarbeitende in ihren Kompetenzen nicht weniger wichtig. Im Gegenteil: wir sind unfassbar komplex und vielseitig in unserem Tätigkeitsprofil.
Die digitalen Möglichkeiten sind lediglich ein UND, was uns noch breiter aufstellt und noch deutlicher macht, welch großes Spektrum an Wissen hier bei den Fachkräften vorhanden ist.
Was mache ich also mit engagierten FINSOZ Mitgliedern?
Wir haben Fachgruppen gebildet, in denen wir anhand wissenschaftlicher Erkenntnisse und Erfahrungen Digitalkompetenzen für Fachkräfte, Führungskräfte und Digitalisierungsbeauftragte im Sozialwesen beschreiben.
Ziel ist es eine Orientierungshilfe für Organisationen und Bildungsanbieter*innen zu schaffen. Eine Organisation kann zum Beispiel überprüfen: welche der Kompetenzen sind in unserem Team vorhanden? Wo stehen wir? Was nutzen wir?
Und: welche Kompetenzen werden benötigt und wie können wir unsere Mitarbeitenden, wie Kund*innen/ Klient*innen befähigen?
Bildungsanbieter*innen können bisherige Angebote überprüfen und ggf. anpassen oder um weitere Angebote ergänzen.
Auf Basis dieser Orientierungshilfe können wir miteinander ins Gespräch kommen und diskutieren. Ein Referenzrahmen hat keine bindende Funktion, wie etwa eine Arbeitsanweisung. Er soll Hilfestellung geben den Wandel gemeinsam zu gestalten. Da es aktuell diese Hilfestellung noch nicht gibt, arbeiten wir gemeinsam daran.
Der Großteil arbeitet daran ehrenamtlich und investiert viel Zeit, um letztlich Menschen zu unterstützen.
Ist das nicht einen wertschätzenden Applaus wert?
Lust mehr darüber zu erfahren?
Im Interview mit Podsimpel habe ich mehr über unsere Arbeit zu Digitalkompetenzen in der Sozialwirtschaft erzählt.
Und wenn Sie nicht warten wollen bis das Bildungspaket zu den Digitalkompetenzen geschnürt ist, können Sie bereits jetzt starten!
Zum Beispiel mit dem Playbook Digitalkompetenzen von Dr. Vogt oder mit einem Inhouse Workshop zur Sensibilisierung.
Sehr gerne komme ich in Ihre Organisation, um für Digitale Teilhabe zu sensibilisieren, zu Strategien zu beraten, wie der Wandel gemeinsam gestaltet werden kann, von Möglichkeiten zu berichten und Sie nach Bedarf zu unterstützen.
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